apotheken vermittlung beruf im wandel spiegel DenPhaMedBeruf im Wandel - Fachkräftemangel

Der Apotheker tritt langsam ab, die Apothekerin ist längst schon da

Echte Apotheken im heutigen Sinne gibt es seit dem 16. Jahrhundert. Damals bestanden sie vor allem aus einem Warenlager und einem den alchemistischen Küchen nicht unähnlichen Labor. Hier wurden Medikamente in Handarbeit hergestellt: Tee verschnitten, Heilwässer gebraut, Öle destilliert, Pasten gerührt, Pillen gedreht, Zäpfchen gegossen und vieles mehr. Der Abgabeort, die Offizin, war ein meist sehr kleiner, durch hohe Tresen geteilter, im hinteren Bereich mit allerlei Tiegeln, Flaschen und Säckchen gefüllter Raum. Hier fand dann über den sogenannten Rezepturtisch – heute HV oder Handverkaufstisch genannt – hinweg die notwendige Anwendungsberatung statt, wenn Kunden ihre Medikamente abholen kamen.

apotheken vermittlung beruf wandel frauenberuf DenPhaMedApotheker waren vor allem naturwissenschaftliche Gesundheitshandwerker; Pharmakologen mit dem in dieser Zeit vorhandenen Wissen über Physiologie, Chemie, Biologie sowie Biochemie und Galenik (Lehre von der Zubereitung von Arzneimitteln).

Sie waren Hersteller und fachliche Ratgeber. Dies galt für weitere 400 Jahre bis weit ins 20. Jahrhundert hinein.

Apotheker war ein hoch angesehener Männerberuf, mit dem man wie selbstverständlich zum Kreis der örtlichen Honoratioren gehörte. Heute wandelt er sich mit riesen Schritten hin zu einem überwiegend weiblichen Berufsfeld.

Die Anfänge reichen mindestens ins Mittelalter zurück

Die Ursprünge des Apothekerberufs sind dagegen zumindest im europäischen Raum nicht unbedingt so honorig wie im 19. und 20. Jahrhundert. Denn im Mittelalter kümmerten sich noch Alchemisten, Quacksalber, Bader, Kräuterhexen, Hebammen und Mönche mehr oder weniger erfolgreich um die Gesundheit von Hilfesuchenden. Eine Regelung durch die Obrigkeit folgte erst durch das „Edikt von Salerno“ im Jahr 1241. In dem Dokument wurde der Beruf des Arztes von dem des Apothekers getrennt. Ärzte durften nun keine Apotheke mehr betreiben. Zudem wurden Arzneimittelpreise festgeschrieben, um Preistreiberei zu verhindern.

apotheken vermittlung fachkraeftemangel mittelalter DenPhaMedEs ist also davon auszugehen, dass es zumindest seit dem 13. Jahrhundert so etwas wie Apotheker gab. Zu den weltweit ältesten und heute noch immer betriebenen Apotheken gehören die Klosterapotheke im Kreuzgang des Franziskanerklosters von Dubrovnik aus dem Jahr 1317 sowie die „Tallinna Raeapteek“ (circa 1400), die direkt am Marktplatz der estnischen Hauptstadt liegt und deren historische Eingangstür unsere Startseite Apotheker ziert. 

Der Aufstieg der Apotheke geht mit dem Aufblühen des Städtewesens im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit in Europa einher. Nach derzeitigen Erkenntnissen stammt das älteste erhaltene Apothekenprivileg aus dem Jahr 1303. In jenem Jahr wurde einem Bürger im uckermärkischen Prenzlau das Recht zur Leitung einer „apoteka“ übertragen, samt Vererbbarkeit und einem Konkurrenzausschluss, der für einen Umkreis von zehn Meilen galt. Sicher dürfte auch sein, dass Apotheken lange Zeit eher einem Vorratsraum für apothekenübliche Waren geglichen haben. Schließlich wurden Pillen, Salben, Heilkräuter und -tränke noch über mehrere Jahrhunderte auf Jahr- und Wochenmärkten angepriesen und verkauft.

Und heute? Ein Beruf im Wandel

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Seit Beginn des 20. Jahrhunderts befindet sich das Berufsbild des Apothekers im Wandel. Noch vor hundert Jahren waren Frauen üblicherweise Helferinnen ihrer Apotheker-Ehemänner. Der Erste und dann Zweite Weltkrieg, bei dem auch viele eingezogene Apotheker gefallen sind, hat Frauen schließlich aus der Not heraus zum Pharmaziestudium geführt. Dies geschah eigentlich ungewollt, aber ganz pragmatisch: Es herrschte Männermangel und die Frauen hatten bereits als Helferinnen die Arbeit gemacht und kennengelernt.

Weitere Veränderungen sind zu beobachten. Stand bis in die 1960er Jahre hinein der wissenschaftlich vorgehende Hersteller im Mittelpunkt des Berufsbildes, ist heute mehr und mehr der akademisch gebildete Berater und Verkäufer gefragt. Dies ist womöglich ein weiterer Grund dafür, warum sich die ehemalige Männerdomäne zu einem eher weiblich dominierten Berufsfeld wandelt. Diesen Schluss legt zumindest die Statistik nahe: Die rund 20.000 Apotheken in Deutschland, die es 2016 gab, wurden von 15.607 Apothekern geleitet. Der Frauenanteil bei den Apothekenleitern lag bei 47 Prozent. Betrachtet man alle Beschäftigten in Apotheken (2016: rund 50.000) steigt der Frauenanteil auf 72 Prozent.

Die Anzahl der Apotheken dagegen nimmt seit 2008 stetig ab. Im Jahr 2013 gab es in Deutschland 20.662 öffentliche Apotheken. Ende 2015 wurden noch 20.249 gezählt. Und 2017 waren es mit 19.880 Apotheken noch weniger. Erstmals seit den 1990er Jahren war die Zahl der Apotheken damit unter 20.000 gesunken. Zugleich nimmt aber die Zahl der Filialapotheken zu: Wurden 2005 nur 1.228 gezählt, waren es 2016 mit 4.416 Filialapotheken schon fast vier Mal so viele.

Anzahl der Apotheken in Deutschland

JahrAnzahl der Apotheken
199019.898
199521.119
200021.592
200521.476 (davon 1.228 Filialapotheken)
201021.441 (davon FA 3.478)
201420.441 (davon FA 4.172)
201520.249 (davon FA 4.281)
201620.023 (davon FA 4.416)
2017, 1. Halbjahr19.880

Quelle: ABDA

Die wirtschaftliche Lage

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Zur wirtschaftlichen Situation der Apotheken weisen die Apotheken-Kennzahlen von 2015 einen durchschnittlichen Nettoumsatz von rund 2,1 Millionen Euro aus. Die Tatsache, dass über 60 Prozent aller Apotheken unter diesem Durchschnitt liegen, verdeutlicht die offensichtlich breite Varianz in der Apothekenlandschaft. Laut jüngeren Studien sind etwa zehn Prozent aller Apotheke sogar akut in ihrer Existenz bedroht, weil ihr Betriebsergebnis vor Steuern unter 66.000 Euro jährlich liegt.

Bei der Abgabe von Apotheken werden von potenziellen Käufern strenge Maßstäbe angesetzt: Die meisten Apotheken unter zwei Millionen Euro Jahresumsatz gelten als eher schwer vermittelbar. Daher sollten sich Inhaber rechtzeitig – neben der bei fast allen Apothekern und Apothekerinnen latenten Suche nach Kosteneinsparungen – die Frage stellen, wie Umsatz und Ertrag bis zur geplanten Abgabe gezielt verbessert werden können. Mehr 

Buchtipp: Michael Jeinsen: Apotheker. Status, Bedarf und Lösungen: Chancen zur Spezialisierung. Erschienen 2017 im VersicherungsJournal-Verlag. Mehr